
Andorra
Theater in der Reithalle
Drama von Max Frisch
Wir kennen dieses Gefühl nur zu gut: Ein anderer wird an unserer Stelle zu Unrecht gelobt und wir – sowie der andere – bekommen den Mund nicht auf, um zu klären. Max Frisch wählte diese uns nur zu gut bekannte Situation zur frühen Schlüsselszene seines Dramas „Andorra". Hier ist es der vom Tischlermeister kritisch beäugte Andri, dessen geglücktes Tischler-Gesellenstück einem anderen Gesellen zugeschrieben wird.
Solche Bilder sind es, die Max Frisch immer weiter verdichtet, bis Andri, der nicht jüdischen Glaubens ist, als vermeintlicher Jude von den „Andorranern" abgestempelt und passiv verraten wird. Passiv verraten? Den Mund nicht aufbekommen, wenn der Nächste zu unrecht verdächtigt wird? Nach der Zeit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus kam dieses Thema vielen Menschen in Europa schmerzhaft bekannt vor (weniger den Schweizern, die sich nach der Uraufführung 1961 seltsam reserviert verhielte), allen voran die Kritiker des Feuilletons.
Landestheater Coburg, Premiere am 5. Dezember 2015
Adresse:
Theater in der Reithalle96450 Coburg, Schlossplatz 3
Tickets:
09561 / 898989